Lockendes Gathaus

Ein recht wohlbeleibter Mann kam eines Tages an einen Fluß. Sehnsuchtsvoll blickte er zum anderen Ufer, weil ihm von dort die verlockenden Gerüche eines guten Gasthauses herüberwehten. Der Mann konnte jedoch nicht schwimmen.

»Wie tief der Fluß wohl ist? Vielleicht kann ich ja einfach hinüberwaten?« Halblaut murmelte er diese Worte vor sich hin.

»Nur zu, du kannst es wagen!« rief Mulla Nasrudin fröhlich, der gerade in der Nähe war und das Selbstgespräch vernommen hatte.

»Meinst du wirklich?« sagte der Dicke freudig und leckte sich die Lippen.

»Keine Sorge, junger Mann, das Wasser ist ganz flach«, erwiderte Nasrudin aufmunternd.

Sein letztes Wort war noch nicht verhallt, da war der Mann schon hinunter zum Wasser gelaufen und hineingesprungen. Augenblicklich versank er in den Fluten, weil seine Füße vergeblich nach Grund suchten. Mit letzter Kraft strampelte und paddelte er zurück ans Ufer und stellte Nasrudin wütend zur Rede.

Merkwürdig«, sagte der Mulla und zuckte mit den Schultern, »den Enten reicht das Wasser immer nur bis zur Brust.«