Stieffamilie
Ein großer Teil geschiedener Eltern heiraten bereits innerhalb von drei bis fünf Jahren nach der Scheidung (Braun & Proebsting, 1986). Damit ergeben sich für die Scheidungskinder strukturelle Veränderungen und Anpassungsanforderungen.
Strukturelle Veränderungen:
- Der anwesende Elternteil ist für das Kind weniger verfügbar;
- in der elterlichen Wohnung taucht ein neues Mitglied auf;
- die Geschwisterposition kann sich ändern, wenn der neue Partner Kinder mitbringt oder neue geboren werden;
- das Familiensystem erweitert sich auf der Stiefelternseite;
- Kinder werden Mitglieder zweier Haushalte.
Anpassungsanforderungen:
- Zusätzlich zum Verlust der Verfügbarkeit des abwesenden Elternteils muß die abnehmende Verfügbarkeit des anwesenden Elternteils verarbeitet werden;
- Anpassung an den neuen Partner ist erforderlich;
- die neue Partnerschaft muß sich festigen, wobei die Beziehungen zum abwesenden Elternteil ein auschlaggebender Faktor bei der Stabilisierung des neuen Familiensystems ist;
- Stiefeltern müssen sich mit negativen Vorurteilen gegenüber ihren Rollen auseinandersetzen; es gibt keine anerkannten, normierten Rollen für Stiefelternverhalten;
- das umgebende Verwandtschaftssystem der Stiefeltern muß integriert werden.
Lösungsversuche
- Imitation der Kernfamilie - Erwartung der sofortigen Herstellung einer engen Stiefelter-Kind-Beziehung, Überforderung, Loyalitätsprobleme;
- Versuche, den abwesenden Elternteil überflüssig zu machen und durch den Stiefelternteil zu ersetzen, führen zu hohem Erwartungsdruck und Konkurrenzsituationen, die häufig zu Erziehungsschwierigkeiten in der Stieffamilie führen;
- Freund(in) der Familie - Stiefelter hält sich aus der Erziehung raus, übernimmt keine Verantwortung.