Auffälligkeiten
Was ist auffälliges Verhalten, was ist "abnorm"?
Drei Modelle:
- statistisches Modell - Abweichungen vom typischen Verhalten der Gruppe/Gesellschaft; damit werden extreme aber wünschenswerte Verhaltensweisen zu abnormen;
- kulturelles Modell - normal ist, was für ein Individuum in seiner Rolle oder Position innerhalb der Gesellschaft als angemessen gilt;
- Modell des persönlichen Leidensdruck - Kriterien zur Beurteilung von Abnormalität sind die Gefühle des Unglücklichseins, der Depression, der Schuld und Angst, über die eine Person berichtet;
Reaktive Auffäligkeiten
UnangemessenesVerhalten der Eltern oder Erzieher, z.B. Verwöhnung, Inkonsequenz, Ablehnung, Dogmatismus, Vernachlässigung, kann zu kindlichen Auffälligkeiten führen. Die Reaktionen der Kinder auf unangemessene Erziehungspraktiken können sich äußern in Form von
- Nachgeben/Überangepaßheit (evtl. Agression nach innen) oder
- Auflehnung/Protest (Aggression nach außen) oder
- Übernahme/Nachahmen
Die Form der kindlichen Reaktion hängt z.T. von seiner Disposition ab (Begabung, Temperament). Das Kind gerät schnell in den Kreislauf störenden Verhaltens:
Neurotische Auffälligkeiten
Ursache von neurotischen Störungen sind aus analytischer Sicht interne Konflikte zwischen Überich und Es. Sie können durch traumatische Erlebnisse oder extreme Erziehungsmaßnahmen entstehen, wobei nachgebende und überangepaßte Kinder eher neurotish, auflehnende und protestierende Kinder eher psychotisch reagieren. Neurotische Symptome sind u.a.
Bettnässen, Einkoten, Stottern, Tics, Zwangshandlungen, Phobien, Selbstunsicherheit, Magersucht; Schlafstörungen, Asthma, Ekzeme, Verdauungsstörungen.
Das neurotisch gestörte Kind braucht pädagogische Betreuung, meist therapeutische Begleitung. Symptombehandlung allein (Verhaltenstherapie) ist oft nicht ausreichend. Ohne Mitarbeit der Eltern hat ein neurotisches Kind wenig Gesundungschancen innerhalb der Familie.
Aggression
Drei Erklärungsansätze für Entstehung von Aggression:
- Trieb-Modell - Nach Freud ist Aggression angeboren, d.h. sie entwickelt sich aus dem Todestrieb.
- Frustrations-Modell - Nach Dollard ist Aggression immer eine Folge von Frustration, und umgekehrt führt wiederholte Frustration irgendwann zu Aggression.
- Lern-Modell - Aggressives Verhalten wird durch Verstärkungs- oder Modellernen erworben.
Folgende Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit von aggressivem Verhalten:
- Ich-Stärke des Kindes
- Bestrafung
- aggressive Elternmodelle
- inkonsequentes Elternverhalten
- Enttäuschungen und Versagungen.