Ko-Konstruktion (L. Krappmann)

Grundschulalter 6 - 12 (Latenzzeit - Phase der Ko-Konstuktion) Entwicklung der sozialen Fähigkeiten ist zentrales Thema dieser Lebensphase. Kinder müssen jetzt lernen, mit anderen Kindern auszukommen und zu leben. Eltern/Erzieher können in dieser Phase unterstützen und helfen, bestimmte Dinge (soziale Kompetenzen) aber nicht vermitteln oder beibringen. Es ist die Zeit des Streitens und Aushandelns; Beobachtungen haben ergeben, daß die Spiele der Kinder zu einem großen Teil mit Streitereien und Verhandlungen gefüllt sind.

Wieso streiten Kinder soviel? Kinder erleben im Umgang mit anderen Kindern eine grundsätzlich andere Situation als in der Familie. Bei den Eltern hat das Kind Rollen wie "brav sein" oder "trotzig sein" zu spielen gelernt, auf die die Eltern entsprechend antworten und reagieren. Selbst Folgen von unsinnigem Tun werden von den Eltern letztlich aufgefangen.

Diese Interaktionen funktionieren im Zusammenspiel mit anderen Kindern nicht mehr. Zwar haben andere Kinder keine Autorität wie Eltern und man ist ihnen nicht ausgeliefert wegen empfangener Liebe und Fürsorge, aber dafür teilen andere Kinder ihre Wünsche auch nicht einfühlsam mit sondern vertreten sie eher rücksichtslos. Dem Kind wird jetzt klar, daß es nur eins von vielen ist und die anderen ihre eigenen Ziele verfolgen. Beim Zusammenspiel prallen ständig unterschiedliche Meinungen aufeinander und es müssen Wege und Regeln gefunden werden damit umzugehen - das ist harte Arbeit. Dabei können die Streitinhalte absurd sein - wesentlich ist dabei: das Aushandeln, Argumente suchen, Kompromisse finden.

Jedes Kind muß lernen, die anderen zu akzeptieren und zu respektieren - die Wirklichkeit der anderen zu erkennen und gemeinsame Wirklichkeiten zu konstruieren. Das ist der Prozeß der Ko-Konstruktion. Kinder schaffen damit die Basis des Vertauens zueinander und gelangen von Schön-Wetter-Freundschaften zu vertrauensvollen Freundschaften, die mit zunehmendem Alter wichtiger und konstanter werden und letztlich die Abnabelung von den Eltern ermöglichen.

Wichtig für diese Phase: - Zugang zu anderen Kindern, - nicht so viel "für" sondern mehr "mit" Kindern machen, - etwas aushandeln kann man nicht mit Partnern, die mächtiger sind und - soziale Kompetenzen entstehen nicht durch Argumente (Belehrungen) sondern durch Erfahrungen.

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