Genegoismus (z.B. Wilson, Sociobiology: The New Synthesis, 1975)

Die natürliche Selektion setzt immer am Individuum an. Das, was weitergegeben wird, sind immer genetische Programme. Bestes Beispiel sind die Insektenstaaten, in denen immer nur ein Reproduktionsmechanismus da ist.

In der gesamten Menschheitsgeschichte hat die Familie oder der Clan immer eine entscheidende Rolle gespielt. Die Verwandtenunterstützung war immer ein wichtiges Prinzip. Wir arbeiten auch heute noch auf erfolgreiche Reproduktionsstrategien hin. Ein erfolgreiches Erbprogramm ist z.B. "Folge immer dem Erfolgreichen". Familien, die mit einer ganz bestimmten Strategie in der Geburtenabstands- oder Geschwisterreihe oder in der Bevorzugung eines Geschlechts Erfolg haben, gewinnen sehr schnell Vorbildcharakter. Wobei guter Reproduktionserfolg nicht unbedingt heißt, so viele Kinder wie möglich. Beim heutigen Konkurrentenumfeld mit hohen ökonomischen Ansprüchen muß man in ein Kind ungemein viel investieren, um es in eine sozial günstige Position zu bringen. Wir versuchen das heute über wenig Kinder zu erreichen, indem wir die Aufzucht unserer Kinder optimieren. Ähnliche Prizipien findet man auch im Tierreich.

Das Prinzip der Verwandtenunterstützung ist eine Resultat des Genogoismus, die Diskriminierung nach Verwandtschaftsgraden favorisiert bestimmte Genprogramme. Genetisch erfolgreich ist dementsprechend nur der reziproke Altruismus: "Ich helf dir nur, wenn ich erwarten kann, daß du mir auch hilfst". Das sind reziproke Evolutionsregeln. Nicht auf das Überleben der Individuen kommt es an sondern auf das Überleben seines genetischen Programms. Die genetisch erfolgreiche Moral (Doppelmoral) lautet: "Verhalte dich Verwandten gegenüber völlig anders, als du es Fremden gegenüber tust". Auf diesem Prinzip beruhen Ethnozentrismus und Nepotismus, die in den meisten Systemen stecken. Dem Genegoismus zufolge verabschieden wir uns aus der Evolution, wenn wir den wahren Altruismus verfolgen (das ist wohl etwas ernüchternd).